Peugeot 208 GTI
Erben will gelernt sein

http://www.fahrzeugsblog.de/wp-content/uploads/2013/11/Peugeot_208GTI_001.jpghttp://www.fahrzeugsblog.de/wp-content/uploads/2013/11/Peugeot_208GTI_001.jpghttp://www.fahrzeugsblog.de/wp-content/uploads/2013/11/Peugeot_208GTI_001.jpghttp://www.fahrzeugsblog.de/wp-content/uploads/2013/11/Peugeot_208GTI_001.jpghttp://www.fahrzeugsblog.de/wp-content/uploads/2013/11/Peugeot_208GTI_001.jpgPeugeot 208 GTI <br /> Erben will gelernt sein

Der Peugeot 208 GTi soll den Mythos des legendären 205 GTi aus den 80er-Jahren wiederbeleben. Er ist ein gutes Auto, doch im Vergleich zu seinem Ahnen ist er zu vernünftig.

Peugeot macht es dem 208 GTi nicht leicht. Von der “Rückkehr einer Ikone” sprechen die Franzosen, von einem “Mythos reloaded”. Der Mythos, das ist der Peugeot 205 GTi. Vor fast 30 Jahren, im Frühjahr 1984, lief das erste Exemplar vom Band, zunächst mit einem 1,6-Liter-Motor, der 105 PS leistete. 1995 – der Hubraum war auf 1,9 Liter gewachsen, die Leistung auf 120 PS – war Schluss.

Jetzt soll es also einen “würdigen Nachfolger” geben. Daran wird schon deutlich, dass die Sportversionen der Modelle 206 und 207 das nicht waren. Als sie hierzulande unter dem Kürzel RC statt GTi auf den Markt kamen, hätte man das wohl nicht zugegeben, heute sieht das anders aus.

Was der Markt verlangt

“Der Peugeot 205 GTi war übersteuernd ausgelegt, 206 und 207 untersteuernd und der 208 GTi ist neutral”, sagt ein Entwickler. Neutralität klingt zunächst gut. Es bedeutet, dass Vorder- und Hinterräder in Kurven etwa gleichmäßig beansprucht werden. Weder schiebt das Auto über die Vorderräder zum Kurvenäußeren, noch bricht das Heck aus.

Peugeot_208_GTI_005Beim Peugeot 205 GTi brach das Heck aus. Sehr gerne sogar. Wer in schnellen Kurven unbedacht den Fuß vom Gas nahm oder bremste und so die Hinterachse leicht werden ließ, der musste damit rechnen, dass ihn das Heck überholte. Gefährlich war das. Und aufregend spaßig. Heute ist es außerdem unzeitgemäß. “Der Markt akzeptiert ein derart übersteuernd ausgelegtes Auto nicht mehr”, sagt man bei Peugeot dazu.

Vermutlich haben die Franzosen Recht, aber trotzdem darf man die “moderne Interpretation des legendären 205 GTi” an seinem Vorfahren messen. Die kleinen Landstraßen der französischen Seealpen sind dafür genau richtig. Sie winden sich die Hänge hoch und runter, dicht vorbei an steilen Abhängen und durch Felsentore.

Und es stimmt: Der 208 GTi ist neutral. Ausgesprochen effizient lässt er sich durch die Kurven dirigieren. Präzise hält er die Linie, die Federung ist straff, aber nicht unkomfortabel. Die Lenkung ist angenehm direkt, wenn auch nicht sehr gefühlvoll. Grip ist jederzeit ausreichend vorhanden. Fast zu viel. Besonders an der Hinterachse. Mit dem Gaspedal steuern lässt sich der 208 GTi nicht. Dabei geht der 1,6-Liter-Turbo recht ordentlich zur Sache. Sollte er aber auch, bei 200 PS, 275 Newtonmeter Drehmoment und 1 265 Kilo Gewicht. Der Sprint bis Tempo 100 dauert 6,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h ist weit mehr als ausreichend. Wie die kleinen Turbomotoren der meisten Konkurrenten leidet das Aggregat aber unter einer gewissen Charakterlosigkeit.

Peugeot_208GTI_004Doch der 208 GTi erfüllt ja auch noch einen weiteren Zweck für Peugeot. Die Marke soll nämlich etwas höher positioniert werden. Unterhalb der DS-Reihe der Schwestermarke Citroën, aber oberhalb der C-Modelle.

Deshalb ist das schicke Armaturenbrett zum Teil mit grauem Kunstleder mit dezenten roten Ziernähten bezogen. Die finden sich auch an den Sitzen, auf Lenkrad, Schaltknauf und Handbremshebel, sowie an den Türinnenverkleidungen. Außerdem gibt es einige rot-glänzende Applikationen. Der 208 GTi fühlt sich also tatsächlich edel an.

Was das Herz begehrt

Peugeot_208GTI_003Tacho, Drehzahlmesser und Bordcomputer sind allerdings wie im normalen 208 so weit oben platziert, dass man nicht durch das kleine, sportliche Lenkrad darauf blickt, sondern über den Lenkradkranz. Das zwingt dem Fahrer unter Umständen eine ungewohnt tiefe Position des Steuers auf. Ansonsten sitzt man prima im 208 GTi. Die Sitze bieten guten Seitenhalt, der Touchscreen des Entertainmentsystems ist bequem erreichbar.

Der 208 GTi macht also eine ganze Menge ziemlich gut. Objektiv betrachtet ist er ein feines kleines Auto geworden, mit dem sich in beeindruckender Effektivität über Bergstraßen räubern lässt. Und in einem Ambiente, das viele Konkurrenten – ob Renault Clio RS, Ford Fiesta ST oder Škoda Fabia – in den Disziplinen Esprit und Design billig oder fad aussehen lässt. Dabei kostet er mit 22.900 Euro etwa genauso viel wie diese und ist ähnlich gut ausgestattet. Ein 205 GTi im modernen Gewand allerdings ist er nicht. Aber eben auch kein 206 oder 207 RC. Das ist ja auch ein Fortschritt.

Dieser Artikel erschien am 13. April 2013 in der “Berliner Zeitung”.

Peugeot 208 GTi
Motor
Motorbauart Reihen-Vierzylinder mit Turboaufladung
Hubraum 1.598 ccm
Leistung 200 PS (147 kW) bei 6.000 U/min
Drehmoment 275 Nm bei 1.700 U/min
Kraftübertragung Frontantrieb
Getriebe Sechsgang-Handschaltung
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
0-100 km/h 6,8 Sekunden
80-120 km/h 8,4 Sekunden (6. Gang)
Verbrauch
Innerorts 8,2 Liter
Außerorts 4,7 Liter
Kombiniert 5,9 Liter
CO2-Ausstoß 139 Gramm/km
Energieeffizienzklasse D
Abmessungen, Gewicht
Länge x Breite x Höhe 3,96 x 1,74 x 1,46 Meter
Luftwiderstand 0,34 Cw
Kofferraumvolumen 285-1.076 Liter
Leergewicht 1.265 Kilogramm
Zul. Gesamtgewicht 1.650 Kilogramm
Anhängelast 1.150 Kilogramm (gebremst)
Preise, Ausstattungen
Ausstattung (Auszug) Zweizonen-Klimaautomatik, Audioanlage mit 7-Zoll-Touchscreen, Bluetooth- , USB- und Aux-Anschluss, Einparkhilfe, Sitzheizung
Extras (Auszug) Parkassistent mit Lenkautomatik (500 Euro), Metallic-Lack (480 Euro), Navigationssystem (ab 490 Euro), JBL-Soundanlage (360 Euro)
Basispreis 22.900 Euro

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